Barcarolle - Ursprünglich aus der Operette "Les Contes d'Hoffmann"

Die Barcarole „Belle nuit, ô nuit d’amour“ aus Jacques Offenbachs Oper Les Contes d’Hoffmann (Hoffmanns Erzählungen) gehört zu den bekanntesten und meistzitierten Melodien der romantischen Opernliteratur. Sie entstand in den letzten Jahren von Offenbachs Leben, um 1880, kurz vor seinem Tod, und ist eingebettet in den Giulietta-Akt der Oper, die posthum uraufgeführt wurde. Die Barcarole ist als Duett für zwei Frauenstimmen (Sopran und Mezzosopran) komponiert und zeichnet sich durch ihren schwebenden 6/8-Takt, eine ruhige, fast träumerische Melodik und eine durchweg fließende Harmonik aus – eine musikalische Umsetzung der venezianischen Gondellieder, die der Form ihren Namen gaben. Offenbach war bis dahin vor allem für seine komischen Operetten wie Orpheus in der Unterwelt bekannt, doch mit Les Contes d’Hoffmann wagte er sich auf das ernstere Terrain der französischen „opéra fantastique“. Die Barcarole symbolisiert in dieser Oper den Zauber und zugleich die Täuschung, die von der Figur Giulietta ausgeht, einer venezianischen Kurtisane, die Hoffmann betört. Historisch betrachtet stellt die Barcarole einen faszinierenden Brückenschlag zwischen der Leichtigkeit der französischen Operette und der Emotionalität der großen romantischen Oper dar. Ihre Popularität überdauerte die Grenzen des Musiktheaters und machte sie zu einem Inbegriff musikalischer Romantik. Die Barcarole hat eine herausragende Bedeutung für die Musikgeschichte, da sie ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von Atmosphäre, Gesang und dramaturgischer Funktion ist. Sie wurde vielfach arrangiert, für Chor, Klavier, Orchester und sogar für Pop-Adaptionen verwendet, und gilt als eines der am häufigsten interpretierten Werke Offenbachs. Ihre harmonische Einfachheit, gepaart mit emotionaler Tiefe, macht sie zu einem beliebten Werk sowohl bei professionellen Musikern als auch bei Laien. In der Film- und Medienwelt ist die Barcarole besonders präsent. Sie wurde etwa in Stanley Kubricks The Killing (1956) verwendet und war Teil des Soundtracks zu Life Is Beautiful (La Vita è bella, 1997) von Roberto Benigni. Auch in Titanic (1997) erklingt die Melodie in einer instrumentalen Version als Teil der musikalischen Untermalung für die Oberschicht-Gesellschaft. In der Animationsserie Tom & Jerry wird die Barcarole mehrfach ironisch zitiert. In der Werbung war sie z. B. Teil einer Kampagne für Chanel No. 5, wo sie als Symbol für klassische Eleganz diente. In Computerspielen ist sie etwa in Assassin’s Creed II zu hören, wenn Venedig als Handlungsort inszeniert wird, und unterstreicht dort die romantisch-verklärte Atmosphäre der Lagunenstadt. Mit ihrer eingängigen Melodie, der träumerischen Klangwelt und der tief verwurzelten emotionalen Wirkung ist Jacques Offenbachs Barcarole ein zeitloses Stück Musikgeschichte, das weit über den Opernsaal hinaus wirkt – in Film, Werbung, Spielwelt und Alltag.