Die vier Jahreszeiten - Frühling - 1. Satz Allegro

Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ („Le quattro stagioni“) zählen zu den bekanntesten und meistgespielten Werken der klassischen Musik. Entstanden um 1720 und 1725 in Amsterdam veröffentlicht, sind sie Teil der Sammlung „Il cimento dell’armonia e dell’inventione“ („Das Wagnis von Harmonie und Erfindung“), Opus 8. Vivaldi, zu seiner Zeit bereits als Komponist und Violinvirtuose hochgeschätzt, verband in diesen vier Violinkonzerten innovativ das Virtuose mit dem Programmatischen: Jeder der vier Sätze beschreibt eine Jahreszeit: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Jahreszeiten werden von einem Sonett begleitet, das Vivaldi selbst zugeschrieben wird. Diese Sonette liefern einen detaillierten Leitfaden für die musikalische Umsetzung: Vogelstimmen, Gewitter, Erntefeste, Jagdszenen und das Frieren im Schnee werden lautmalerisch und dramaturgisch in Musik übersetzt. „Die vier Jahreszeiten“ sind damit eine Art Programmmusik, ein Kompositionskonzept, welches erst über hundert Jahre später zu einem prägenden Bestandteil der Romantik werden sollte. Musikalisch faszinieren die Konzerte durch ihren kontrastreichen Aufbau, die expressive Solostimme und die teilweise überraschenden harmonischen Wendungen. Besonders der Satz „Der Winter“ mit seinem eisigen Tremolo oder das Gewitter im „Sommer“ zeigen Vivaldis Experimentierfreude und seine Fähigkeit, Naturklänge mit barocker Rhetorik zu verschmelzen. Gleichzeitig sind die Konzerte ein Meilenstein der Violinliteratur: Die Virtuosität der Soloparts übertraf vieles, was bis dahin geschrieben wurde, und prägte Generationen von Geigern. Nach Vivaldis Tod 1741 gerieten seine Werke lange Zeit in Vergessenheit. Erst im 20. Jahrhundert wurden sie durch Musikwissenschaftler und Interpreten wie I Musici, Yehudi Menuhin und später Nigel Kennedy wiederentdeckt und populär gemacht. Besonders der unkonventionell „rockig“ auftretende Nigel Kennedys machte das Werk mit seiner Aufnahme 1989 und anschließenden Konzertreisen einem breiten jungen Publikum zugänglich und sorgte für einen regelrechten Vivaldi-Hype. In Stanley Kubricks Film Barry Lyndon (1975) untermalt das Werk dramatische Szenen, ebenso wie in der Serie The Simpsons, wo es oft ironisch eingesetzt wird. Auch in The Crown, Squid Game oder Bridgerton tauchen Auszüge auf – dort meist modern arrangiert. In Videospielen wie Civilization V, Assassin’s Creed IV: Black Flag oder Gran Turismo 4 sind Ausschnitte zu hören, meist zur Untermalung edler oder klassischer Atmosphären. Werbung nutzt Vivaldi ebenfalls häufig: sei es für Autos (Jaguar, BMW), Parfüm (Chanel) oder Kaffee (Lavazza). Die Musik wird eingesetzt, um Raffinesse, Dynamik und elegante Zeitlosigkeit zu unterstreichen. Die 4 Jahreszeiten wurden sogar bis vor wenigen Jahren an einigen japanischen Bahnhöfen der Japan Rail East in eigens arrangierten Versionen als Hassha Melody (Abfahrsmusik) gespielt. Am Oimachi Bahnhof kündete der erste Satz des Frühlings von der Abfahrt auf Gleis 1 während der dritte Satz des Herbsts die Abfahrt von Gleis 3 begleitete. Hassha Melodien werden nicht mehr lokal arrangiert und die letzen 4 Jahreszeiten waren als Abfahrtmusik zum letzten Mal im Juni 2025 auf dem Bahnhof Takao zu hören. „Die vier Jahreszeiten“ sind heute nicht nur ein Prüfstein für Solisten, sondern ein musikalischer Dauerbrenner, Menschen aller Generationen bis heute begeistert.